Interview mit Jacques Baud* (version française)
Zeitgeschehen im Fokus Laut Medienberichten soll Joe Biden die Reichweitenbegrenzung der ATACMS aufgehoben haben, ist das richtig?
Jacques Baud Nein. In Wirklichkeit hob Biden die Beschränkungen, die der Ukraine für den Einsatz von Raketen auferlegt worden waren, im November 2024 nicht auf! Das ist reine Manipulation durch unsere Journalisten und Medien.
Ich glaube nicht, dass die USA auf eine direkte Konfrontation mit Russland drängen wollen. Auch wenn die Biden-Regierung anscheinend keine Anstrengungen unternimmt, um dem Trump-Team den Amtsantritt zu erleichtern, glaube ich nicht, dass eine solche Konfrontation das Ziel ist. Was Donald Trump betrifft, so hat er sich selbst gegen den Einsatz von Raketen auf russisches Territorium ausgesprochen.¹
Im Mai 2024, nach der russischen Offensive auf Charkow, stimmten die USA, Frankreich und Grossbritannien dem Einsatz ihrer Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium zu.² Damals ging es darum, der ukrainischen Armee die Fähigkeit zu verleihen, Kommandoposten, Artilleriestellungen oder Munitionslager im russischen Hinterland zu treffen.³ Obwohl keine Entfernungen offiziell bekannt gegeben wurden, wurde allgemein angenommen, dass diese Ermächtigung eine Zone von 50 bis 60 Kilometern entlang der Grenze betraf und Schläge auf Städte wie Moskau ausschloss.
Seitdem hat sich die Lage in der Ukraine weiter verschlechtert. Anfang August 2024 sollte bei einer Offensive der Ukraine im Oblast Kursk ein Gebiet erobert werden – möglicherweise sogar das Kernkraftwerk Kursk. Wie Selenskyj selbst bestätigte, handelte es sich dabei um ein Pfand für mögliche Verhandlungen.⁴ Dieses Gebiet hatte für die Ukraine also eine Bedeutung strategischer Natur. Aus diesem Grund hatten die westlichen Länder den Einsatz von Raketen auf russisches Territorium genehmigt. Um es etwas zu vereinfachen: Das Kraftwerk Kursk liegt etwa 60 Kilometer von der Grenze entfernt, und wenn man die ursprünglich vom Westen genehmigte Tiefe von 50 bis 60 Kilometern hinzurechnet, kommt man auf eine Tiefe von 100 bis 120 Kilometern.
Laut dem International Institute for Strategic Studies (IISS) handelt es sich bei den meisten an die Ukraine gelieferten ATACMS wahrscheinlich um die M39 Block 1 aus dem Jahr 1997 mit einer maximalen Reichweite von 165 Kilometern.⁵ Um den Werfer zu schützen, werden diese Raketen in der Regel in einer Entfernung von zwei Dritteln der Reichweite von der Frontlinie eingesetzt. Mit anderen Worten: Die Trägerraketen sind etwa 100 bis 120 Kilometer von der Frontlinie entfernt, und die Tiefe der Schläge beträgt daher 40 bis 65 Kilometer. Dies wurde bis heute beobachtet, mit Ausnahme des Schlages auf Brjansk.
Angesichts der sich verschlechternden Lage bat Selenskyj seine westlichen Partner um die Erlaubnis, seine Waffen noch tiefer einzusetzen – 300 Kilometer für die US-amerikanischen ATACMS und 500 bis 550 Kilometer für die britischen und französischen STORM SHADOW/SCALP. Damit könnte die Ukraine russische Städte bis etwa Moskau bedrohen. Diese Fähigkeit, in der operativen/strategischen Tiefe Russlands zuzuschlagen, war Teil seines «Plans für den Sieg».
Selenskyj wollte diese Diskussion im September 2024 am Rande der Uno-Generalversammlung, doch Biden verschob sie auf das Treffen der Ramstein-Gruppe, das damals für Mitte Oktober angesetzt war. Im Oktober vertagte Biden jedoch auch dieses Treffen, ohne dass Kiews Antrag diskutiert wurde. Joe Biden lehnte trotz wiederholter Bitten Selenskyjs und des britischen Premierministers Keir Starmer den Einsatz von ATACMS in der Tiefe des russischen Territoriums weiterhin ab.
Bis heute gibt es keine offiziellen Dokumente oder Erklärungen, die eine Änderung der Doktrin in dieser Hinsicht erkennen lassen. Bei den Pressekonferenzen des Weissen Hauses und des Pentagons wiederholen die Sprecher, dass es keine Bestätigung dafür gebe, dass Biden seine Meinung in dieser Frage geändert habe.⁶ Wie während des Kalten Krieges wollen die USA vermeiden, in eine Situation zu geraten, die sie zu einer direkten Konfrontation mit Russland zwingen würden.
Doch seit dem 17. November 2024 behauptet die westliche Presse (und viele «geopolitische» Kommentatoren), Biden habe beschlossen, den Einsatz von Langstreckenraketen gegen Russland zu genehmigen. Am 19. November 2024 scheint ein Abschuss von ATACMS-Raketen unweit von Brjansk in 120 Kilometern Tiefe diese Änderung zu bestätigen.
Tatsächlich geht aus einem Artikel der New York Times vom 27. Dezember hervor, dass es nicht zwei Entscheidungen (im Mai und dann im November 2024), sondern nur eine Entscheidung im Mai gab.
Wie lässt sich das erklären?
Es scheint, dass die Ukraine versucht hat, die USA in eine Situation des «fait accompli» zu locken, um Biden in eine Entscheidung zu zwingen. Die USA sind irgendwie in der Selenskyj-Falle gefangen. Zuzugeben, dass die Ukraine ein unberechenbarer Akteur ist, der «nicht gehorcht», könnte andere westliche Länder davon abhalten, dem Land weiterhin zu helfen. Deshalb haben die Amerikaner beschlossen, mit dieser Ungewissheit zu spielen. Doch das ist ein gefährliches Spiel, denn die Ukraine befindet sich in einer Situation, die sie immer mehr zu Verzweiflungstaten treibt. Der Angriff auf Brjansk ist nur ein Beispiel, das verdeutlicht, dass die Ukraine bereit ist, Washingtons rote Linien zu überschreiten. Dies war bereits zuvor bei den Angriffen auf das russische Frühwarnradarsystem VORONE am 22. Mai, auf russische Ölraffinerien im Juni und auf Kursk am 6. August zu sehen.
Ausserdem erinnere ich daran, dass Selenskyj Donald Trump im September 2024 gesagt hatte, dass die Ukraine bereit sei, ihre eigenen Atomwaffen zu produzieren, wenn sie nicht in die Nato aufgenommen werde. Die Ukraine hat auch mit der Produktion von HRIM-2-Raketen (GROM-2) begonnen, die Moskau erreichen könnten.
Der Raketenangriff auf Brjansk am 19. November 2024 war der tiefgreifendste, der mit westlichen Raketen gegen russisches Territorium geführt wurde. Deshalb beschloss Wladimir Putin am 21. November, die Hyperschallrakete ORESHNIK einzusetzen, insbesondere auf das Juzhmash-Werk in Dnepropetrovsk, das an der Produktion der Rakete HRIM-2 beteiligt ist. Dies ist also eine Botschaft an die Ukraine, aber auch an die Amerikaner, damit sie die Kontrolle über Selenskyj zurückgewinnen.
Es scheint also, dass Joe Biden seine Entscheidung bezüglich der Raketen nicht geändert hat. Das Problem ist, dass diese Raketen, um in der Tiefe des russischen Territoriums eingesetzt zu werden, Daten benötigen, die nur die Amerikaner liefern können. Aus diesem Grund ist Wladimir Putin der Ansicht, dass die USA dann ein aktiver Konfliktteilnehmer wären. Aus demselben Grund ist das Pentagon vehement gegen solche Einsätze. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen dafür, dass die USA ihre Doktrin in dieser Hinsicht geändert hätten.
In Wirklichkeit verdeutlicht diese Situation ein Problem, das auch bei Israel und dem Iran zu beobachten ist: die Unfähigkeit der USA, die Kontrolle über ihre «Schützlinge» aufrechtzuerhalten. Das ist die eigentliche Gefahr in Europa und im Nahen Osten. Die ukrainische und die israelische Führung haben die gleiche Kultur, die sie dazu bringen könnte, einen nuklearen Holocaust auszulösen.
Wie das Wall Street Journal berichtet und wie ich bereits 2022 in mehreren meiner Bücher erwähnt habe, wusste der Westen, dass die Ukraine nicht über die Mittel verfügte, diesen Krieg zu führen.⁸ Im April 2024 erkannte der ukrainische Geheimdienst bei Treffen mit US-Politikern an, dass die Ukraine einen konventionellen Krieg gegen Russland nicht gewinnen könne und zu einer Strategie der «asymmetrischen Kriegführung» auf russischem Territorium übergehen müsse.⁹
Doch diese Erkenntnisse haben die Haltung unserer Politiker nicht geändert, die die Ukraine weiterhin auf den Kriegspfad drängen. Mit anderen Worten: Der Westen drängt die Ukraine dazu, das Wehrpflichtalter auf 18 Jahre zu senken, um einen Krieg fortzusetzen, von dem man seit April 2024 weiss, dass er bereits verloren ist!10
Kann man also sagen, dass der Einsatz britischer, französischer und US-amerikanischer Raketen auf russischem Territorium durch die Ukraine «Verzweiflungstaten» als Zeichen der sich abzeichnenden Niederlage sind? Warum haben die Waffenlieferungen nichts gebracht, sondern die Ukraine noch mehr in Richtung einer Niederlage geführt?
In Wirklichkeit hat die Ukraine diesen Krieg bereits im Mai/Juni 2022 verloren. Dem Westen ist die Ukraine und das, was mit ihr passieren könnte, egal. Sein Ziel war es, dass Russland kollabiert. Seine «unausweichliche» Niederlage in der Ukraine sollte zu seiner Zerstückelung11 und seinem endgültigen Verlust an Einfluss in der Welt beitragen.12 Die offizielle Rede ist, dass «Russland nicht gewinnen darf». Doch die westliche Strategie ging nicht auf.
Seit Sommer 2022 wurden die HIMARS-Raketen, die M-777-Kanonen, die CESAR-Kanonen, die ATACMS-Raketen, die ABRAMS- und LEOPARD-Kampfpanzer von unseren Journalisten als «Wunderwaffen» dargestellt. Ursprünglich wollte der Westen sie nicht liefern. Erst die ständige Verschlechterung der Lage veranlasste ihn, seine eigenen «roten Linien» zu überschreiten. Wie der amerikanische General Patrick Ryder im September 2024 betonte, «gibt es keine Wunderwaffe, die der Ukraine den Sieg bringen kann».13 In Wirklichkeit ist sogar das Gegenteil der Fall. Heute hört niemand mehr etwas von F-16 oder STORM SHADOW!
Jede dieser Waffen sollte der Ukraine eine Wende bringen und die Bedingungen für einen vorteilhaften Frieden schaffen. In Wirklichkeit haben sie der Ukraine nur die Illusion eines möglichen Sieges vermittelt und sie immer weiter in Richtung ihrer Zerstörung getrieben.
Sie hatten nie das Potenzial, das Kräfteverhältnis zu kippen, aber sie ermöglichten es Russland, Gegenmassnahmen zu finden und sich technologisch zu stärken. Den Ukrainern wurde sogar das Leben schwer gemacht, da sie manchmal «Google translate» benutzen mussten, um die Bedienungsanleitungen der gelieferten Waffen zu übersetzen!14 Da sie ohne Ausbildung an das ukrainische Militär verteilt wurden, konnten sie nicht in siegfähige Strukturen und Operationskonzepte integriert werden. Was die ATACMS betrifft, so sollen die USA seit 2023 500 Exemplare an die Ukraine geliefert haben, was etwa 20 Prozent der US-Bestände entspricht.15 Die Raketen konnten nicht in eine kohärente Einsatzdoktrin zur Unterstützung von Operationen integriert werden, sondern wurden als Vergeltungswaffen eingesetzt.
Diese Waffen dienen eher dazu, unser Gewissen zu beruhigen, als der Ukraine zu helfen. So wurden beispielsweise die von Frankreich im Sommer 2023 angebotenen Mirage 2000-5F von den Ukrainern nicht mit Begeisterung aufgenommen. Im September 2023 erklärte Juri Ignat, der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, dass dies nicht das Flugzeug sei, das die Ukraine brauche und es das Leben des ukrainischen Militärs nur erschweren würde.16 Aber natürlich hörte kein französischer Politiker zu, versuchte zu verstehen und den Ukrainern eine bessere Lösung anzubieten. Im Dezember 2024 haben die ukrainischen Piloten gerade ihre Ausbildung an der Mirage 2000-5 abgeschlossen!17
Die einzige Möglichkeit, eine Rationalität der westlichen Entscheidungen zu erkennen, ist die Feststellung, dass es nicht darum ging, der Ukraine den Sieg zu verschaffen, sondern Russland zu schwächen. Und selbst dieses Ziel wurde nicht erreicht! Seit Mitte 2022 hat der Westen, indem er die russischen Fähigkeiten unterschätzte, die Ukraine systematisch in eine für sie ungünstige Situation gedrängt. Indem der Westen seine Hilfe mit Lügen rechtfertigte, liess er die Ukraine im Glauben, über mehr Kapazitäten zu verfügen, als sie tatsächlich hatte. Aus diesem Grund besteht Selenskyj darauf, dass der Westen seine Versprechen einhält. Indem sie über Russland logen, haben unsere Journalisten und Politiker die Ukraine über den Ausgang des Krieges belogen, wie das Wall Street Journal einräumt.18 Unsere Journalisten und Politiker haben die Ukrainer wissentlich in den sicheren Tod getrieben.
An allen Fronten wird die Ukraine zurückgedrängt, dennoch pilgern die EU-Granden, Kallas, Costa und andere, zu Selenskyj und versprechen ihm weitere Unterstützung, um einen Sieg Russlands zu verhindern. Wie realistisch ist das?
Obwohl die offizielle westliche Rhetorik in dieser Frage eine gewisse Zweideutigkeit zulässt, weiss Selenskyj seit März 2022, dass die Ukraine nicht Mitglied der Nato sein wird.19 Andererseits weiss er, wie Oleksej Arestowitsch im März 2019 erklärt hatte, dass die Ukraine ohne westliche Hilfe keine Erfolgschancen hat. Aus diesem Grund tauschte Selenskyj im April 2022 eine Friedensperspektive mit Russland gegen westliche Unterstützung für «so lange wie nötig» ein.20
Von diesem Zeitpunkt an unternahm Selenskyj alles, um den Westen zu zwingen, sich physisch in den Konflikt zu verwickeln. So erklärt sich, dass er im April/Juli 2022 vermehrt Kriegsverbrechen gegen Russland anklagte, um die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine oder einer entmilitarisierten Zone um Saporoschje zu rechtfertigen,21 die die Nato konsequent ablehnte.22/23 Da er sich nicht auf die Nato verlassen konnte, schloss Selenskyj bilaterale Sicherheitsabkommen mit seinen westlichen Partnern. Diese Abkommen sind nur ein Beweis dafür, dass die Nato um die nukleare Kapazität der USA herum geschaffen wurde und «überdimensioniert» ist, um auf diese Art von Krise zu reagieren.
Heute ist man zu einer Unterstützung für «so lange wie möglich» übergegangen24 Im Klartext: Der Westen hat seine Ressourcen erschöpft, und die Ukrainer wissen, dass sie nicht gewinnen können.25 Andererseits ist der Westen nach wie vor davon überzeugt, dass die Ukraine diesen Konflikt noch gewinnen kann. Das ist das «magische Denken».26 Kaja Kallas, die neue EU-Aussenbeauftragte aus Estland, – ein Land, das vom Geld anderer Leute lebt – führt mit dem Blut anderer Leute Krieg gegen Russland und ist eine der stärksten Befürworterinnen des magischen Denkens. Für sie kommt ein Gespräch mit Wladimir Putin nicht in Frage, da er den Frieden ablehnt.27 Sie ist offensichtlich eine Lügnerin, denn Putin hat mehrfach erklärt, dass er zu Gesprächen bereit sei.28
Unsere Politiker versuchen, Wladimir Putin bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen.29 Dieser Krieg ist zu einem Religionskrieg geworden.
Welche Gefahren gehen von TAURUS aus?
Der TAURUS-Marschflugkörper gehört zur selben Familie wie die britische STORM SHADOW und die französische SCALP. Er hat eine ähnliche Reichweite und Technologie und würde an der Situation in der Ukraine rein gar nichts ändern, da Russland durchaus in der Lage ist, sie abzufangen. Im Übrigen hört man von diesen Flugkörpern nicht mehr viel, ebenso wenig wie von ATACMS, die es nicht schaffen, die russische Luftabwehr zu durchbrechen.
Die Entscheidung, die Ukraine mit TAURUS zu beliefern, hätte eher politische als operative Auswirkungen. Die deutsche Regierung scheint sich nach der Arbeit zu sehnen, die sie 1944 nicht beenden konnte, was ihr autoritäres Abdriften erklärt: die Unterstützung krimineller Unternehmen, die von der Uno verurteilt wurden,30 einschliesslich der Unterstützung des Terrorismus oder die Rückkehr zur Zensur der 1930er Jahre in all ihren Dimensionen, einschliesslich der Indizierung von Büchern.31 Ob in der Ukraine oder in Palästina, die deutsche Regierung verfolgt wieder einmal einen nihilistischen Ansatz in Konflikten – und die Schweiz folgt ihr auf Schritt und Tritt!
Auch wenn Selenskyj, wie Sie bereits erwähnten, «rote Linien» überschritten hat, ist doch der Westen der Haupttreiber des Krieges.
Wie die Kyiv Post am 1. September 2024 berichtete, «hat Putin in einem Punkt Recht: Der Krieg in der Ukraine betrifft nicht nur die Ukraine. Um effektiv mit Putin umgehen zu können, müssen die USA und der Westen verstehen, dass der russisch-ukrainische Krieg Teil eines grösseren Konflikts zwischen Russland und dem Westen ist.»32 Seit 2014 handelt es sich also um einen von den USA ausgelösten Konflikt, der die Ukraine als Schlachtfeld und die Europäer als «nützliche Idioten» benutzt.
Der Konflikt in der Ukraine ist ein Konflikt zwischen dem Westen und Russland. Paradoxerweise handelt es sich nicht um einen Konflikt zwischen der Nato und Russland. Im Gegenteil, es ist ein Konflikt, der die Unzulänglichkeit der Nato für diese Art von Konflikt aufzeigt. Ich möchte daran erinnern, dass der Grund für die Existenz der Nato darin besteht, die europäischen Länder unter den nuklearen Schutz der USA zu stellen. Wie Jens Stoltenberg mehrfach betonte, ist die Nato ein nukleares Bündnis. Mit anderen Worten: Sie ist überdimensioniert, um auf den Ukraine-Konflikt zu reagieren. Tatsächlich könnte man sagen, dass die ORECHNIK-Rakete vom 21. November 2024 die Nato überflüssig gemacht hat! Aus diesem Grund mussten die verschiedenen europäischen Länder bilaterale Abkommen mit der Ukraine schliessen, um ihr Sicherheitsgarantien zu geben.
Ich erinnere auch daran, dass, obwohl Nato-Länder wie Frankreich, Deutschland oder Polen in diesen Konflikt verwickelt sind, die Nato als Organisation nicht involviert ist. Hier ist das Versagen der Nato nicht operationeller, sondern konzeptioneller Natur. Die Nato ist nicht für einen innereuropäischen Konflikt formatiert. Aus diesem Grund haben weder Schweden noch Finnland ihre Sicherheit durch den Beitritt zum Bündnis verbessert, sondern verschlechtert. Diejenigen, die den Ukraine-Konflikt als Grund für die Schweiz sehen, sich der Nato anzunähern, haben absolut nichts über die Funktionsweise der Nato verstanden.
Man hört wenig vom Einsatz der ATACMS-Raketen, auch nicht von militärischen Zielen, die sie getroffen oder vernichtet haben. Was kann mit ihnen letztlich erreicht werden?
Der Angriff auf Brjansk am 19. November 2024 war mit 120 Kilometern der weiteste, der mit ATACMS-Raketen durchgeführt wurde. Nach dem Einsatz der ORECHNIK-Rakete führte die Ukraine am 11. Dezember 2024 mindestens einen Angriff mit sechs ATACMS-Raketen auf eine Fabrik in Taganrog durch. Dieser Angriff fand 50 Kilometer innerhalb des russischen Hoheitsgebiets statt, also innerhalb der von den USA genehmigten Grenzen. Am 3. Januar 2025 wurde ein Angriff mit acht ATACMS von den Russen in der Gegend von Belgorod vernichtet.
Das Problem ist, dass die Ukraine nicht wirklich militärische Ziele hat, die sie mit diesen Raketen bekämpfen will. Sie konzentriert sich daher auf zivile Ziele. Die Idee dahinter ist, wie Selenskyj erklärte, dass die russische Bevölkerung «den Krieg spürt».33 Derzeit versuchen die Ukrainer und die Europäer, diese Eskalation vor dem Amtsantritt von Donald Trump herbeizuführen, um ihn vor ein «fait accompli» zu stellen. Dies erklärt Macrons Vorstoss bei den Polen, um sie dazu zu bewegen, sich mit Truppen an der Seite Frankreichs in der Ukraine zu engagieren. Dies erklärt auch Keir Starmers Äusserungen, Wladimir Putin «maximalen Schmerz» zuzufügen.34 Doch die Reaktion von Donald Trump, der sich gegen den Einsatz von Raketen gegen Russland35 und die Entsendung von Truppen in die Ukraine ausspricht,36 kühlte den kindlichen Eifer des französischen Präsidenten und des britischen Premierministers ab.
Wann ist für Russland der Krieg beendet? Hat sich sein Ziel geändert?
Es ist wichtig, an dieser Stelle daran zu erinnern, dass Russland nach den Zielen arbeitet, die Wladimir Putin im Februar 2022 definiert hat: die Vernichtung der Bedrohung für die russische Bevölkerung in der Ukraine. Im Einklang mit seiner Militärdoktrin wird Russland versuchen, seinen militärischen Sieg in einen politischen Sieg umzuwandeln und so die Neutralität der Ukraine durchzusetzen. Es ist seit Beginn seiner Operation völlig klar, dass Russland nicht versucht, ukrainisches Territorium zu erobern. Im April 2022 waren die Russen nach den Verhandlungen in Istanbul bereit, sich aus dem ukrainischen Hoheitsgebiet zurückzuziehen. Die Frage des Donbas und der Krim muss noch diskutiert werden.
Der Konflikt ist also nicht territorialer Natur, und Russland hat wahrscheinlich nie die Absicht gehabt, den westlichen Teil der Ukraine zu besetzen. Dies ist der nationalistischste Teil, der historische Verbindungen zu Deutschland hat, das ihm 1941 seine erste Unabhängigkeit geschenkt hatte. Das erklärt, warum die Deutschen und insbesondere Persönlichkeiten wie Annalena Baerbock oder Ursula von der Leyen – ganz zu schweigen von anderen wie der kanadischen Ministerin Chrystia Freeland – eine starke emotionale Bindung zu diesem Teil der Welt haben. Bis Anfang der 1960er Jahre kämpften die Sowjets in dieser Region einen Guerillakrieg, der von den Geheimdiensten der USA (Operation AERODYNAMIC), Grossbritanniens (Operation VALUABLE) und Frankreichs (Operation MINOS) unterstützt wurde.
Die Russen wollen diese Erfahrung nicht wiederholen. Sie sind bereit zu verhandeln, aber nicht um jeden Preis. Am 14. Juni 2024 nannte Wladimir Putin in einer Ansprache vor Führungskräften des Aussenministeriums die beiden Bedingungen für die Einleitung eines Verhandlungsprozesses: erstens Russlands Kontrolle über das gesamte Territorium der vier Oblaste Cherson, Saporoshje, Donezk und Lugansk und zweitens der Verzicht der Ukraine auf die Nato-Mitgliedschaft.37
Heute weiss Selenskyj zwei Dinge: erstens, dass die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für Russland eine rote Linie ist; und zweitens dass ein Nato-Beitritt der Ukraine unwahrscheinlich ist, da Trump dagegen ist.38
Wie Viktor Orbán erklärte, gibt es nur zwei mögliche Ergebnisse für den Konflikt: ein Friedensabkommen oder die vollständige Zerstörung eines der beiden Protagonisten, das heisst aller Wahrscheinlichkeit nach der Ukraine.39
Mit anderen Worten, Selenskyj hat zwei Möglichkeiten: mit Wladimir Putin zu verhandeln oder den Konflikt eskalieren zu lassen. Da seine Wette, ein Stück russisches Territorium in Kursk als Pfand zu nehmen, fehlgeschlagen ist und er keine Karten für Verhandlungen in der Hand hat, versucht Selenskyj, eine Eskalation herbeizuführen. Er will den Westen dazu bringen, einzugreifen, um den Preis zu erhöhen. Er setzt den asymmetrischen Krieg gegen Russland um, der im April 2024 von Kirillo Budanow erwähnt worden war. Dies erklärt die schnelle Abfolge der Ermordung von General Kirillow,40 der Drohnenangriffe auf die Zivilbevölkerung in Kasan,41 des Angriffs auf einen Frachter im Mittelmeer und der Unterbrechung der Druschba-Pipeline in die Slowakei und nach Ungarn. Dies erklärt auch seine Hartnäckigkeit, mit der er das kleine Gebiet um Sudja im Oblast Kursk hält.
Was braucht es für eine Verhandlungslösung? Kann das mit Selenskyj unter Beteiligung des Westens erreicht werden?
Die Lösung des Problems ist komplexer, als es aussieht. Erstens wird Russland nur mit einer legitimen und rechtlich anerkannten ukrainischen Regierung in Verhandlungen treten. Denn die Unfähigkeit, im Mai 2024 unter dem Kriegsrecht Präsidentschaftswahlen abzuhalten, hat Selenskyj in eine institutionelle Grauzone gebracht. Laut der ukrainischen Verfassung wäre das wahre Staatsoberhaupt der Vorsitzende der Rada (Parlament) und nicht Selenskyj. Mit anderen Worten: Ein mit Selenskyj unterzeichnetes Abkommen könnte schlichtweg ungültig sein.
Zweitens hat sich Selenskyj per Dekret selbst verboten, mit Russland zu verhandeln, solange es von Wladimir Putin geleitet wird.42 Auch hier steht die Gültigkeit eines mit der Ukraine geschlossenen Abkommens in Frage.
Drittens haben die Russen kein Vertrauen in mögliche westliche Partner für ein Abkommen. Im Februar 2014 hatten Frankreich, Deutschland und Polen die Vereinbarung zwischen den Maidan-Demonstranten und Präsident Janukowitsch garantiert. Sie hielten sich nicht an ihr Wort und liessen den ukrainischen Präsidenten zwei Tage später stürzen. Im Februar 2015 garantierten Frankreich und Deutschland das Minsker Abkommen. Später gaben sie zu, dass sie nie die Absicht gehabt hätten, diese Verpflichtung einzuhalten. Im März 2022 hatten Frankreich und Deutschland an den Verhandlungen in Istanbul teilgenommen und Russland aufgefordert, seine Streitkräfte als Zeichen des guten Willens aus Kiew abzuziehen – was Russland auch tat, kurz bevor die Europäer Selenskyj dazu drängten, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen! Frankreich und Deutschland sind ehrlose Länder, deren Wort nichts wert ist. Warum sollte Russland solchen «Partnern» vertrauen?
Viertens haben die Russen festgestellt, dass es keinen Sinn hat, mit der Ukraine zu verhandeln, wenn der Westen später kommt, um das Ergebnis der Verhandlungen zu sabotieren. Im November 2022 erklärte Claude Wild, der Schweizer Botschafter in der Ukraine, zu Recht, dass die Entscheidung, zu verhandeln, «bei den Ukrainern liegt». Das Problem ist, dass das völlig losgelöst von der Realität war.43 «Kein Abkommen zur Ukraine ohne die Ukraine» sollte zwingend sein, aber das Problem ist, dass der Westen Ende Februar 2022,44 im April 202245 und im August 202246 systematisch interveniert hat, um die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zu unterbrechen oder abzubrechen. Es wird also notwendig sein, dieses Vertrauen zu Russland wieder aufzubauen und ihm zusätzliche Garantien zu geben. Die Unfähigkeit unserer Diplomaten aufgrund ihrer parteiischen Haltung, Vertrauen zu schaffen, wird sich gegen die Ukraine auswirken. Wladimir Putin wird wahrscheinlich eine Abmachung mit den Amerikanern haben wollen, und es wird Trumps Aufgabe sein, Selenskyj das aufzuzwingen, was er besprochen hat.
Heute gehen die Russen davon aus, dass der Westen wie bei den Minsker Abkommen nur eine Pause einlegen will, um die Ukraine wieder zu bewaffnen und dann den Konflikt wieder aufzunehmen. Daher haben sie klar erklärt, dass sie nur in Verhandlungen eintreten werden, um eine endgültige Lösung zu erreichen. Die Russen sind also offen für die Idee, zu verhandeln, aber unter sehr strengen Kriterien.47
Die Ideen, ein «Einfrieren» des Konflikts, eine entmilitarisierte Zone, die Entsendung von Friedenstruppen und die Möglichkeit, dass die Ukraine nach 5, 10 oder 20 Jahren der Nato beitreten kann, sind für Russland ausgeschlossen. Selenskyj seinerseits will keinen Frieden; er will in die Nato eintreten. Wie Oleksej Arestowitsch, sein Berater, und die RAND Corporation im Frühjahr 2019 erklärten, ist dies der Grund, warum er die Ukraine in diesen Konflikt hineingezogen hat. Dabei sollte eine Situation geschaffen werden, in der Russland durch massive und brutale Sanktionen geschwächt würde, die seinen Zusammenbruch herbeiführen und so der Ukraine die Tür zur Nato öffnen sollten.48 Dies sollte der Höhepunkt einer langjährigen Strategie der USA sein, wie Robert Wade von der London School of Economics im März 2022 feststellte.49 Heute ist Russland nicht zusammengebrochen und stärker als je zuvor. Bis heute hat Selenskyj dieses Ziel noch nicht erreicht, das nach wie vor seine oberste Priorität ist.50 Deshalb sträubt er sich gegen den Gedanken an Verhandlungen. Er will Waffen; keine Verhandlungen.51 Er will «Frieden durch Gewalt».52 Er lehnte die Vermittlungsinitiative von Viktor Orbán ab, den er beschuldigt, ein Verbündeter Russlands zu sein,53 und von seinem slowakischen Amtskollegen, Robert Fico, dem er vorwirft, von Moskau bezahlt zu werden.54 Aus diesem Grund lehnt er jede Initiative ab, die ein Zeichen für eine Beruhigung der Lage setzen könnte. Dies erklärt auch Selenskyjs Ablehnung von Viktor Orbáns Vorschlag eines weihnachtlichen Waffenstillstands. Dies ist auch der Grund, warum er gegenüber Donald Trump seine Absicht erwähnt haben soll, die Ukraine mit Atomwaffen auszustatten, falls sie nicht in die Nato aufgenommen werden sollte.55
Worum geht es Selenskyj, wenn er alles ablehnt, was zum Frieden und einem Ende des Sterbens führt?
Für Selenskyj geht es darum, seine Entschlossenheit zu zeigen, weiter zu kämpfen, um Trump nicht das Gefühl zu geben, dass die Ukraine das Handtuch geworfen hat. Im März 2022 hatte der Westen ihm unbegrenzte Hilfe zugesagt, Selenskyj versucht daher, den Westen zur Verantwortung zu ziehen. Dies ist die Erklärung für seine Offensive in Kursk und die jüngste neue «Offensive», die er in diesem Sektor gestartet hat.
Das Wort «Verhandlungen» hat für Wladimir Putin eine andere Bedeutung als für Wolodymyr Selenskyj. Für Putin geht es darum, von der militärischen Situation vor Ort zu einer dauerhaften Vereinbarung zu gelangen. Für Selenskyj geht es darum, die Modalitäten einer Kapitulation und des Rückzugs Russlands aus der Ukraine zu verhandeln, um eine Vereinbarung auf der Grundlage der Grenzen von 1991 zu haben. Dies war übrigens auch der Plan für die Konferenz im Juni 2024 in der Schweiz, auf der die westlichen Länder und die Ukraine die Modalitäten des russischen Rückzugs festlegen sollten, wobei Russland während dieses Prozesses nicht zu Wort kommen durfte und nur anwesend sein sollte, um die westlichen Anordnungen entgegenzunehmen. Wie konnten unsere Diplomaten nur so dumm und willensschwach sein, sich ein solches Szenario auszudenken, das den schändlichsten Ideologien unserer Geschichte würdig ist? Eigentlich ist es nicht sehr überraschend.
Welche Rolle spielt oder könnte Donald Trump spielen?
Donald Trump tritt in diesem Kontext auf. Es ist nicht sicher, ob er die Lösung hat, aber man muss ihm den Willen zugestehen, es zu versuchen; etwas, was noch kein westlicher Führer oder Diplomat zuvor versucht hat.
Die Frage stellt sich, was Donald Trump wirklich anstrebt. Auf den ersten Blick will er das Problem an die Europäer weitergeben. Nicht nur, dass dieser Konflikt zu einem «schwarzen Loch» geworden ist, das militärische, finanzielle und diplomatische Ressourcen verschlingt, ohne Aussicht auf einen «Return on Investment», sondern er verbindet die USA auch mit dem Bild einer Niederlage. Dies ist nicht wirklich mit der von Trump angekündigten Rückkehr der amerikanischen Grösse vereinbar. Seit einigen Wochen hört man die unterschiedlichsten Ideen über den amerikanischen Ansatz für einen Verhandlungsprozess. Ein konkreter Plan ist jedoch noch immer nicht zu erkennen. Trump wird auf seine europäischen Alliierten stossen, die politisch, wirtschaftlich und militärisch nicht in der Lage sind, die ukrainischen Kriegsanstrengungen allein zu unterstützen, und die Verhandlungen mit Russland ablehnen – mit der Behauptung, dass es Russland sei, das sich weigert!56
Deshalb beginnen Politiker wie Macron in Panik zu geraten und kommen mit der Idee zurück, Truppen in die Ukraine zu entsenden.57 Ihre Verbündeten sind jedoch anderer Meinung. Bereits im Februar 2024 lehnte die Nato diese Idee ab.58 Im Dezember lehnt Donald Tusk eine Beteiligung Polens ab.59 Wie auch immer, die Idee, Truppen in die Ukraine zu schicken, um «den Frieden zu wahren», setzt voraus, dass es einen Frieden gibt, den es zu wahren gilt. Mit anderen Worten, dass es ein Abkommen mit Russland geben würde. Abgesehen davon, dass niemand weiss, wie ein solches Abkommen zustande kommen und welchen Inhalt es haben würde, würde dies bedeuten, dass Russland die Idee einer westlichen Militärpräsenz auf ukrainischem Territorium akzeptieren würde. Nun wissen wir aber bereits, dass Wladimir Putin diese Idee mehrfach abgelehnt hat.
In jedem Fall hat die westliche Diplomatie die Ukraine in eine völlige Sackgasse geführt. Die Sicherheitspolitik eines Landes oder einer Einheit ist das Produkt einer Aussenpolitik und einer Verteidigungspolitik. Im Falle der EU sollte die Nato für den Verteidigungsbereich zuständig sein, während die Gemeinsame Aussenpolitik vom Europäischen Auswärtigen Dienst (EEAS) wahrgenommen werden sollte. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Nato für einen Konflikt wie den in der Ukraine nicht geeignet ist und dass der EEAS sich als völlig abwesend auf der internationalen Bühne erwiesen hat. Die Unangemessenheit des EEAS wird durch Sergej Lawrow veranschaulicht, der behauptet, dass «die EU zu einer Art Nato im politisch-militärischen Sinne geworden ist.»6
Resultat: Die Europäer verbringen mehr Zeit damit, sich auf einen Plan zu einigen, als sich darum zu bemühen, die russischen Forderungen einzubeziehen. Dieses Fehlen von Überlegungen und einer «Strategie» hat zur Folge, dass die einzige Lösung für Russland in einem entscheidenden Sieg über die Ukraine besteht. Dieser entscheidende Sieg über die Ukraine könnte Russland jedoch zu einer territorialen Besetzung drängen, die es ursprünglich nicht wollte.
Daher könnte der Konflikt unabhängig davon, was Trump tun wird, an einem Gleichgewichtspunkt enden, der durch das Zusammentreffen der gegenseitigen Interessen der Ukraine und Russlands definiert wird. Russland hat ein Interesse daran, dass der Konflikt endet, bevor es gezwungen ist, den westlichen Teil der Ukraine zu besetzen; und die Ukraine muss aufhören, bevor ihre eigentliche Existenz bedroht ist.
Lassen Sie uns noch auf den Nahen Osten zu sprechen kommen. Lässt sich hier erkennen, welchen Weg Trump einschlagen könnte, um den Konflikt zu beenden?
Nein, nicht wirklich. Es ist bekannt, dass Donald Trump Israel bedingungslos unterstützt und die Palästinenser als Terroristen betrachtet.61 Mit einer Beruhigung, die auf einem Dialog zwischen Israel und Palästina beruht, ist daher nicht zu rechnen.
Man kann hingegen erwarten, dass Trump versuchen wird, die USA aus diesem Konflikt herauszuführen, damit er sich auf seine Aufgabe des wirtschaftlichen Wiederaufbaus konzentrieren kann. Die Erfahrungen aus Trumps erster Amtszeit haben jedoch gezeigt, dass er im Nahen Osten keine mässigende Rolle gespielt hat. Seine Schläge gegen Syrien und die Ermordung von General Soleimani hatten eindeutig dazu beigetragen, die Spannungen in der Region zu verschärfen.
Medien berichten, die syrische Regierung und Russland als Unterstützer Syriens seien von der Offensive der HTS überrascht worden. Kann man das so sehen?
Nein, es sieht nicht so aus, als wäre es eine grosse Überraschung gewesen. Laut der Erklärung des russischen Aussenministeriums vom 8. Dezember 2024 scheint es, dass die syrische Regierung mit der Türkei oder der HTS über eine gewaltfreie Machtübergabe verhandelt hat.62 Anscheinend wollte Baschar al-Assad einen neuen Krieg vermeiden und zog es vor, die Macht abzugeben. Ich erinnere daran, dass Russland und Syrien im Februar 2012 die gleiche Lösung vorgeschlagen hatten, aber der Westen lehnte ab, da er davon überzeugt war, dass Assad innerhalb wenigerWochen gestürzt werden würde.63 Diesmal versuchte Baschar al-Assad nicht zu fragen: Er ist gegangen.
Im Gegensatz dazu scheint das Ausmass der Offensive der HTS und der Türkei alle überrascht zu haben. Es scheint, dass die Türkei ursprünglich das Ziel hatte, eine Pufferzone entlang ihrer Grenze zu errichten und die Kurden weiter nach Osten und Süden zu drängen. Dies war wahrscheinlich auch der Grund, warum die Türkei 2023 und 2024 mehrmals versuchte, einen Dialog mit Baschar al-Assad aufzunehmen. Dieser weigerte sich jedoch konsequent, mit Erdoğan zu sprechen, solange die Türkei Teile des syrischen Territoriums besetzt hielt. Tatsächlich nahm Baschar al-Assad die gleiche Haltung ein wie Selenskyj gegenüber Russland! Dieser fehlende Dialog zwischen den beiden Ländern ist wahrscheinlich das, was zur aktuellen Situation geführt hat. Da die gleichen Ursachen die gleichen Wirkungen haben, ist es wahrscheinlich die gleiche Entwicklung wie die, die wir in der Ukraine beobachten können.
Will der Westen in Syrien durch die Unterstützung der HTS und der neuen Regierung Russland schwächen?
Nein, nicht wirklich. Die Ukraine hat natürlich versucht, eine zweite Front in Syrien zu eröffnen,64 und ihre Spezialkräfte griffen im Juni russische Streitkräfte an65 und wiederholten die Operation im September.66 Ausserdem war der ukrainische Geheimdienst an der Ausbildung der HTS-Terroristen beteiligt,67 mit denen die Ukraine enge Verbindungen unterhält.68 Es kam jedoch nicht zu Zusammenstössen zwischen der HTS und den russischen Streitkräften. Im Gegenteil, wir haben gesehen, dass die HTS eine Konfrontation mit dem russischen Militär vermieden hat. In der Folge scheinen die HTS und die Türkei entgegen allen Erwartungen die russischen Stützpunkte in Syrien beibehalten zu wollen.69 Aus diesem Grund reisten der deutsche und der französische Aussenminister nach Damaskus, um (erfolglos) den Abzug der russischen Stützpunkte zu fordern.70
Für den Westen besteht eindeutig die Absicht, den Einfluss Russlands zu schwächen. Im übrigen sah dies die von der RAND Corporation im April 2019 festgelegte Strategie vor, die seitdem in jeder Hinsicht umgesetzt wurde.
Auch wenn der Regimewechsel in Damaskus auf den ersten Blick ein Rückschlag für Russland ist, zeigt eine genauere Analyse, dass dies wahrscheinlich nicht der Fall ist. Russland, der Iran und die Türkei verfügen alle über eine robuste Diplomatie, deren Wirksamkeit sich nun zu zeigen scheint.
Welche Entwicklung lässt sich in Syrien seit dem Ende von Assads Regierung beobachten, und welche Rolle spielt Israel darin?
Israel fährt wie üblich damit fort, militärische Einrichtungen seines neuen Verbündeten Syrien anzugreifen.71 Die neue syrische Regierung hat erklärt, dass sie derzeit keine Feindseligkeiten gegen Israel hegt, und ist der Ansicht, dass diese Angriffe immer noch das «Regime» von Assad betreffen. In der Tat ist Syrien noch nicht in der Lage, auf diese Angriffe zu reagieren. Es hat den westlichen Delegationen jedoch deutlich gemacht, dass seine Geduld Grenzen hat.72 Tatsächlich hat seine Regierung bereits einen Brief an den Uno-Sicherheitsrat gerichtet, in dem sie den Rückzug der israelischen Truppen von syrischem Territorium fordert.73
Annalena Baerbocks Aufrufe zu einem «inklusiven» Syrien zeigen den infantilen Charakter unserer Führer.74 Indem sie zu Gesprächen mit der Führung der HTS (die immer noch als terroristische Organisation gilt)75 eilte, zeigte die deutsche Ministerin, dass die Bezeichnung «terroristisch» einen rein politischen Wert hat und nicht auf Fakten beruht. Dies bedeutet, dass die «Hamas», die (nur) vom Westen als terroristisch bezeichnet wird, sehr wohl ein Partner für Verhandlungen über eine Lösung in Palästina sein könnte. Der Begriff «Terrorist» hat hier nur die Funktion, jegliche Verhandlungen zu verhindern. Dies wird noch von Moran Gaz, dem ehemaligen Leiter der Abteilung für Sicherheitsangelegenheiten bei der Staatsanwaltschaft des südlichen Bezirks in Israel, bestätigt, der erklärte, dass es am 7. Oktober keinen einzigen Fall von Vergewaltigung durch Palästinenser gegeben habe.76 Hinzu kommt, dass das einzige Baby, das in Palästina im Ofen verbrannt wurde, von Israelis selbst verbrannt wurde,77 dass es am 7. Oktober 2023 keine 40 geköpften Babys gab78 und dass die meisten getöteten Israelis von Israelis selbst getötet wurden.79
Mit anderen Worten: Frau Baerbocks Unterstützung für die Verbrechen gegen die Bevölkerung von Gaza beruht ausschliesslich auf den Lügen der israelischen Desinformation. Dies ist nicht sehr überraschend, da sie Gruppen unterstützt, die von der Uno als Terroristen bezeichnet werden.
Gibt es einen Plan Syrien aufzuteilen?
Ich weiss nichts, von einem solchen Plan. Der einzige Plan zur Teilung Syriens, den ich kenne, ist der von Oded Yinon in den 1980er Jahren erstellte Plan, der die Grundlage für einen Bericht von 1996 mit dem Titel «A Clean Break» für Benjamin Netanjahu bildete. Er sah die Neugestaltung des Nahen Ostens und die Balkanisierung Syriens vor. Diese Idee wurde von den Amerikanern aufgegriffen, und in einem Bericht der Defense Intelligence Agency vom 5. August 2012 wurden die Einzelheiten erläutert, wobei es hiess, dass in Syrien ein «salafistisches Fürstentum» geschaffen werden sollte.80 Eine Situation, die von Seiten Israels seltsam erscheinen mag, es sei denn, man weiss, dass der jüdische Staat lieber den Islamischen Staat an seiner Grenze haben wollte als ein mit dem Iran verbündetes Syrien!81
Aus dieser Sicht kann man sagen, dass Benjamin Netanjahu erreicht hat, was er wollte. Aber er ist wahrscheinlich von der Charybdis in die Skylla gefallen, denn in der Türkei kursiert ein neuer Slogan: «Gestern Hagia Sophia, heute Umayyaden, morgen Al-Aqsa». Die Beharrlichkeit Israels und die Unterstützung seiner Verbündeten wie den USA, Deutschland oder der Schweiz, die Staaten der Region zu zerstören, indem sie ihre innere Spaltung fördern, stösst langsam an ihre Grenzen.
Die Dynamik, die sich im «Rest der Welt» entwickelt hat und die durch Israels Kriegsverbrechen und seine wiederholten Verstösse gegen das Völkerrecht gefördert wurde, hat eine dauerhafte Tendenz zur Ablehnung Israels geschaffen. Dieser Trend könnte, wie ich in meinem Buch «Die Niederlage des Siegers» vor dem Risiko gewarnt habe, zur Bildung einer Koalition führen, die darauf abzielt, Israel aus der Region zu entfernen. Auch wenn man dies vielleicht bedauern könnte, würde diese Möglichkeit eine gewisse Stabilität in die Region bringen und es den verschiedenen Ländern der Region ermöglichen, normale Beziehungen untereinander zu unterhalten.
Ist die HTS ein Gegner der Hisbollah und des Iran?
Ich denke nicht, dass wir die Dinge so sehen sollten. Zunächst einmal befinden wir uns im Nahen Osten. Westliche Logiken gelten hier nicht. Die Logik «Die Freunde meiner Freunde sind meine Freunde» ist leicht zu verstehen. Wenn jedoch das Wort «Feind» in dem Dreieck verwendet wird, versteht ein westlicher Geist nichts mehr. Im Nahen Osten kann dies jedoch funktionieren.
Die neuen Behörden in Damaskus und der Iran versuchen, den Dialog wieder aufzunehmen.82 Der Iran wird Ende Januar ein Abkommen über strategische Partnerschaft mit Russland unterzeichnen.83 Die Türkei bleibt ein Partner Russlands und versucht, den Handel mit dem Iran zu steigern.84
Die Dynamik der BRICS-Staaten ist natürlich kein Militärbündnis, aber anders als in der Europäischen Union ist sie ein Ausdruck einer Interessengemeinschaft. Da sie über keine Zwangsmittel verfügt, vereint sie ihre Mitglieder in einem auf Kooperation ausgerichteten Ansatz. Aus diesem Grund hat der Zusammenbruch Syriens nicht zu einer allgemeinen Konfrontation geführt, auch wenn die Übergriffe und Verbrechen, die die HTS mit dem Segen des Westens begangen hat, sehr sehr sehr zahlreich sind.
Bemerkenswert an dieser Situation ist eine Überlegung des American Economic Institute, in der es heisst: «Die USA müssen sich darauf vorbereiten, in Syrien Türken zu töten».85 Die Israelis beginnen, die Gefahr zu erkennen, denn in einem Bericht der Nagel-Kommission der israelischen Regierung vom 6. Januar 2025 heisst es, Israel solle sich darauf vorbereiten, gegen die Türkei zu kämpfen.86 Wiedereinmal ist es das «westliche Lager», wo die Probleme auftauchen!
Wir beobachten den langsamen Niedergang eines Landes, das sich systematisch geweigert hat, das Völkerrecht zu respektieren, das wahrscheinlich das Land ist, das seit 1945 die meisten Kriegsverbrechen und Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht begangen hat. Israel hat nie die Respektabilität gefunden, die es hätte haben sollen, weil es sich systematisch als über dem Recht stehend betrachtet hat. Zu dieser Feststellung kommt die wachsende Verachtung der übrigen Welt gegenüber einer westlichen Welt hinzu, die sich ebenfalls als über dem Gesetz stehend betrachtet, die sich das Recht herausnimmt, überall auf der Welt unschuldige Menschen abzuschlachten, und die jammert, wenn der Terrorismus sie im Gegenzug trifft.
Der Westen und Israel haben regionale Chaoszustände geschaffen, um ihre eigenen Ambitionen und Interessen zu befriedigen. Es gibt nicht ein einziges Terrorismusopfer, das nicht die Folge unserer Aussenpolitik ist. Terrorismus ist kein unabwendbares Schicksal. Im Falle des islamistischen Terrorismus ist er immer eine Antwort auf unsere Handlungen. Wenn wir als Bürger aufmerksamer und strenger auf die Handlungen unserer Regierungen achten würden, hätten wir diese Tragödien vermeiden können. Unsere Richter, Politiker und Journalisten sind Individuen, die Mittelmässigkeit, Korruption und Dummheit harmonisch miteinander verbinden. Das hat zu der Situation geführt, in der wir uns zu Beginn des Jahres 2025 befinden.
Herr Baud, vielen Dank für das Gespräch.
Interview Thomas Kaiser
*Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit am Hochschulinstitut für internationale Beziehungen in Genf absolviert und war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges, arbeitete unter anderem für die Nato in der Ukraine und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.
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